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Liebe Pilgerinnen und Pilger,
die Kirchen in Deutschland und die lutherischen Kirchen weltweit begehen in diesem Jahr die Erinnerung an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Dieses Gedenken stimmt zwar traurig wegen der daraus entstandenen Konflikte und wegen des Unrechts, das zugefügt und erlitten wurde. Andererseits sind wir dankbar für die vielen Anregungen zur Erneuerung der Kirche und zur Vertiefung des Glaubens, die von der Reformation ausgegangen sind. Heute bündelt sich das zur ökumenischen Bewegung. Daher wird in Deutschland das Gedenken im gemeinsamen Blick auf Jesus Christus und sein Evangelium gefeiert. Auch die Pilgerinnen und Pilger zum Apostelgrab sind eingeladen, sich auf das zu besinnen, was die Christen grundlegend verbindet: das Gebet.
Dafür steht das diesjährige Leitwort. Es ist entnommen der Apostelgeschichte.
Jesus hat nach Ostern seine Begegnungen mit den Jüngern vor dem Pfingstfest beendet. Lukas berichtet von einem letzten gemeinsamen Gang zum Ölberg.
Dann erwähnt er ihre Rückkehr nach Jerusalem:
Dann kehrten die Jünger vom Ölberg nach Jerusalem zurück.
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben.
Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus,
und Simon der Zelot, und Judas, der Sohn des Jakobus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet,
zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. (Apg 1,12-14)
Dass die Apostel beim Namen genannt werden, bereitet den folgenden Bericht von der Nachwahl des Zwölften vor. Das „Obergemach“ war in einem jüdischen Haus üblicherweise ein größerer Raum von privater Art, wo man ungestört sein konnte, etwas abgetrennt von dem Alltagsgeschehen mit dem Kommen und Gehen. Das Haus, von dem hier die Rede ist, lag sehr wahrscheinlich im Essenerviertel Jerusalems. In diesem „Obergemach“ war das Abschiedsmahl Jesu gewesen, hier waren die Jünger am Pfingstfest. Es entwickelte sich zum Zentrum der neuen Gemeinde.
Es werden von Lukas mit Bedacht die Frauen (vgl. Lk 8,2-3) und die Mutter Jesu erwähnt. Bei den „Brüdern“ handelt es sich um die Cousins Jesu; denn so wurden im jüdischen Sprachgebrauch die nahen Verwandten bezeichnet. In Mk 15,40 ist eine Maria die Mutter des „Herrenbruders“ Joses, die nicht mit Maria, der Mutter Jesu, identisch ist. Die Verwandten waren während des Wirkens Jesu ihm gegenüber zurückhaltend, doch die Begegnung mit dem Auferstandenen machte sie zu Bekennern des Messias.
Das Wort „verharren“ bedeutet nicht, dass die Jünger ununterbrochen gebetet hätten. Mit diesem Wort weist Lukas auf die Bedeutung des Gebetes hin. Es ist ein fundamentales Element für die Gemeinschaft und für das Leben des Einzelnen. Für Lukas geht in der Gemeinde ohne Gebet nichts. Wenn Christen zusammen beten, erfüllt Jesus die Verheißung, die er mit der Taufe gegeben hat: er ist da, er ist mit ihnen. Dieses Gemeinsame ist nicht zu denken ohne das Gebet des Einzelnen. Das mag für Matthiaspilger eine Selbstverständlichkeit sein. Dazu sei in diesem ökumenisch geprägten Jahr an ein Wort von Martin Luther erinnert: „Wie ein Schuster einen Schuh macht und ein Schneider einen Rock, also soll ein Christ beten. Eines Christen Handwerk ist Beten.“
Quelle: Pilgerbrief 2017, Nr. 1 der Erzbruderschaft des heiligen Matthias